Die NAMUR Open Architecture (NOA) bietet einen herstellerübergreifenden, sicheren und rückwirkungsfreien Zugang von der Kernautomatisierung auf bisher brachliegende Informationen im Feldgerät. Nun macht sie diese auch außerhalb der eigentlichen Prozessteuerung verfügbar. Dabei werden Daten von bestehender Prozess-Sensorik oder von Zusatzsensoren aus der Anlage extrahiert. Die so gewonnenen Informationen können anschließend für verschiedenste Anwendungsfälle verarbeitet werden. In der IGR Demonstrations- und Experimentieranlage IDEA 4.0 wurden jetzt wieder neue Use-Cases für diese Daten getestet.

Use-Case automated as built
Der Ansatz „automated as built“ nutzt die NOA-Informationen, um ein digitales Liveabbild jedes Feldgerätes aus der Anlage im Planungstool des Betreibers zu erstellen. Das Grundproblem aus der Vergangenheit, Zugriff auf die Feldgerätedaten am Prozessleit- oder Assetmanagementsystem vorbeizubekommen, ist heute durch NOA gelöst. Im genannten Anwendungsfall werden die NOA-Informationen einem Engineering-System, z.B. dem des Anlagenbetreibers, zur Verfügung gestellt. Der entscheidende Vorteil ist, dass die Dokumentation nun jederzeit den aktuellen Ist-Zustand der Feldinstrumentierung darstellen kann.

Wenn z.B. ein fehlerhaftes Feldgerät getauscht wird, wird das Ersatzgerät automatisch mit neuem Typ, Seriennummer und weiteren Geräteparametern im NOA-Server und damit auch im Planungssystem aktualisiert. Der zuständige Mitarbeiter kann dann mit einem Klick diese Änderung übernehmen und die komplette Anlagendokumentation ist auf dem aktuellen Stand. Vertrauenswürdigkeit (Trustworthiness) beschreibt die Fähigkeit, Erwartungen nachweislich zu erfüllen. Zu den Merkmalen der Vertrauenswürdigkeit gehören z. B. Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Belastbarkeit, Sicherheit (im Sinne von Security und Safety), Datenschutz, Verantwortlichkeit, Transparenz, Integrität, Authentizität, Qualität und Benutzerfreundlichkeit.

Use-Case PAT-Geräte
Die Alterung von Bauteilen ist ein typischer Prozess von Analysegeräten und Sensoren. NOA definiert Datenstrukturen wie z.B. Temperatur, Sensorzustand oder Diagnosewerte für verschiedene PAT-Verfahren (Process Analytical Technology, Prozessanalysentechnik), die sogenannten Vitalitätsdaten. Eine intelligente Software liest und harmonisiert diese NOA- Daten der angeschlossenen Geräte und zeigt sie kontinuierlich an. Außerdem analysiert die Software alle Zustandsinformationen automatisch anhand vordefinierter Funktionen. Erfahrene Anwender können die Daten manuell oder auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) auswerten. Damit ist es möglich, den Benutzer zu warnen, sobald eine physische Komponente einen kritischen Zustand erreicht, der die PAT-Einrichtung beeinträchtigen würde. Der Anwender erhält genug Zeit, zu reagieren und die Wartung zu koordinieren.

Mit der IDEA 4.0 steht den Mitgliedsfirmen der IGR ein realistisches Umfeld zum Testen von neuen Technologien zur Verfügung. In dieser Umgebung wurden bereits verschiedene NOA (NAMUR Open Architecture) Anwendungen getestet.